Sind Sie zufällig hier gelandet? Dann geht es hier zur Startseite.

 

 

Märchen türkischer Nomaden :

 

… Der Padischah lag im Sterben und er rief seine Söhne zu sich. Mit einem Lächeln sah er sie an, einem Lächeln, das ein wenig Spott und viel Zufriedenheit enthielt. Spott, weil seine Söhne sich jetzt der Mühen des Regierens aussetzen müssen, Zufriedenheit darüber, dass ihm dies nun erspart sein wird.

 

„Meine Söhne, “ sagte der Padischah leise, „ich gebe euch keinen Rat, weiß ich doch, ihr werdet ihn nicht befolgen. So ihr aber Erbe meines Reichtums werden wollt, meidet das Glücksspiel und vertraut keinem Zwerg.“ Noch einmal lächelte der Padischah und verschied.

 

Seine Söhne wunderten sich über die letzten Worte ihres Vaters. War es doch so, dass der Padischah selbst Zeit seines Lebens dem Glücksspiel huldigte, und ein Zwerg der vertraute Ratgeber des Herrschers war. So beschlossen die Söhne, trotz der Mahnung ihres Vaters, sich mit dem Zwerg zu beraten, dessen Klugheit weit gerühmt wurde.

 

Als sie das Gemach ihres Vaters verließen, kam ihnen der Zwerg bereits entgegen. Er verbeugte sich tief, zuerst vor dem Ältesten, der durch die Hand des Todes zum Padischah geworden war, dann vor den beiden anderen und sprach: „Padischah Effendim, verehrte Prinzen, es wäre töricht zu klagen, wenn einem von uns geliebten Menschen die höchste Freude, das Paradies, zuteil wird. Darum lasst uns, so es euch genehm ist, seiner gedenken, mit dem was auch er am liebsten tat: lasst uns des Glücksspiels erfreuen.“

 

So kam es, dass der neue Padischah und seine beiden Brüder sich auf den Kissen sitzend wieder fanden, sich mit jener Hingabe, die oft ins Verderben führt, des Glücksspiels widmend. Und jeder setzte was sein war: Der Älteste das Reich, der Zweite seine über alles geliebten Pferde, der Jüngste legte als Einsatz hin und wieder eine Edelstein vor sich, den er verlor ohne hinzusehen.

 

Als der Morgen des neuen Tages anbrach, hatten sie alles verloren …